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Das zahnärztliche Prophylaxe Projekt

Unser Prophylaxeprojekt vermittelt Erstklässlern aus Hamburg-Wilhelmsburg die Grundlagen zahnärztlicher Prophylaxe und ermöglicht den ZMF-Auszubildenden eine patientengerechte Anwendung ihres Wissens “im wirklichen Leben”.

Am Projekttag werden die Erstklässler mit einem zahngesunden Frühstück begrüßt, bei dem im Gespräch zahngesunde Ernährung vermittelt wird. Es findet eine kindgerechte Aufklärung über die Entstehung von Karies statt, ein Zahnarztbesuch wird durchgespielt, die Zähne werden mit der Oralkamera angeschaut sowie die Fones – Zahnputztechnik durchgeführt. Der Zahnputzkurs wird methodisch sowie inhaltlich vermittelt wie ihn die Mitarbeiterinnen der Landesarbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (LAJH) an den Hamburger Grundschulen durchführen. Hierbei beachten die Auszubildenden ein den Kindern angemessenes Heranführen an die inhaltlichen Themen der Kariesprophylaxe. So werden z. B. am schuleigenen zahnärztlichen Behandlungsstuhl den Kindern die wesentlichen Instrumente durch eine Handpuppe – Luzzy- gezeigt. Die Kinder dürfen auf dem Behandlungsstuhl Teile der Einheit (Absauger, Winkelstück) in die Hand nehmen und können sich gegenseitig mit dem zahnärztlichen Spiegel in den Mund schauen.

Durch das Spiel und das Erwecken kindlicher Interessen wird die Angst vorm Zahnarztbesuch abgebaut. Erfahrungsgemäß sind viele Erstklässler aus dem Stadtteil noch nie oder erst einmal beim Zahnarzt gewesen, was sich durch einen erhöhten Kariesbefall der Milchzähne und z.T. auch bereits der bleibenden Zähne wider spiegelt . Aus wissenschaftlicher Sicht steht der Kariesbefall (80% erhöhtes Kariesrisiko) im engen Zusammenhang mit dem sozioökonomischen Umfeld (Migrationshintergrund, Bildungsgrad der Mutter, mangelnde Beachtung des Kindes).

Unter dem Motto „ Gesündere Zukunft für Hamburg“ leistet das Kariesprophylaxeprojekt einen Beitrag zur kommunalen Gesundheitsförderung.

Darüber hinaus soll ab August 2007 eine weitere Bezugsgruppe in einer zweiten Projektphase, kurz vor der Abschlussprüfung der ZFA, eingeführt werden. Ziel dieser zweiten Projektphase ist die adressatengerechte Beratung Jungerwachsene, um das Beratungsspektrum und somit die Kompetenzen der ZFA zu erweitern.

Inhaltlich werden hier die Themengebiete der veränderten Bezugsgruppe angepasst, wie z.B. die altersgerechte Zahnputztechnik, Zusatzpflege der Zahnzwischenräume, die Kariesentstehung, Fluoridierungsmaßnahmen, die zahngesunde Ernährung und die regelmäßige Kontrolluntersuchung (Recall).

Wem kommt das Projekt zugute?

Von diesem Projekt profitieren einerseits Erstklässler und demnächst Jungerwachsene in Bezug auf die Sensibilisierung und Verbesserung ihrer Zahngesundheit sowie andererseits die Schülerinnen der ZFA – Abteilung hinsichtlich ihrer erweiterten Beratungs-, Fach-, Persnal,- Sozial- und Methodenkompetenz von dem Projekt.

Mit dem Projekt findet stadtteilvernetzt in einem mit hohem Ausländeranteil und sozialschwachen Gebiet praktische gesundheitsfördernde Arbeit statt. Aus bildungspolitischer Sicht ermöglicht es die Umsetzung von exemplarischen Lernsituationen mit Ernstcharakter, mit denen sich die Lernenden eigenständig und in Kommunikation mit anderen auseinandersetzen und diese auf zukünftige Problemstellungen übertragen können. Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass Auszubildende mit Migrationshintergrund in der Arbeit mit den Kindern aus diesem Stadtteil ihre Muttersprache als förderliche Kompetenz erleben.

Wie trägt das Projekt zu einer längerfristigen oder dauerhaften Verbesserung der Bildungssituation auf den Elbinseln bei?

Durch die kontinuierliche Durchführung des Projekts wird die Aufklärung unterschiedlichster Personengruppen, wie Kinder, deren Eltern und Jungerwachsene in regelmäßigen Abständen erreicht. Dieses Projekt liefert einen wichtigen Beitrag zur Prävention von Erkrankungen und fördert gleichzeitig einen bewussteren Umgang mit der eigenen Gesundheit.

Wie schafft das Projekt ein Angebot, das organisationsübergreifend ist?

An dem Projekt sind neben der durchführenden Berufsschule weitere Institutionen des allgemeinbildenden Bereiches wie der Grund-, Haupt-, Real-, und Gesamtschulbereich sowie der Dienstleistungsbereich, in diesem Falle, die Zahnarztpraxen beteiligt. Weiterhin werden mit dem Projekt unterschiedliche Bevölkerungsgruppen angesprochen, die über eine weitreichende Multiplikatorfunktion in der Gesellschaft verfügen.

Wer hat es initiiert und welche Akteure sind beteiligt?

Die Berufliche Schule für medizinische Fachberufe auf der Elbinsel Wilhelmsburg – BS15 – hat seit Anfang der 90iger Jahre die Entwicklung eines Gesundheitsbewussteins bei ihren Schülern, Lehrern und anderen Gesellschaftsgruppen als eine ihrer zentralen Aufgaben festgeschrieben. Für die Auszubildenden in medizinischen Berufen genügt es nicht mehr, ein möglichst umfangreiches Fachwissen zu erlangen. Darüber hinaus muss eine Gesundheitserziehung den gesamten Menschen mit seinen affektiven, pragmatischen und kognitiven Persönlichkeitsdimensionen einbeziehen.

Eine zeitgemäße Gesundheitserziehung sollte daher bei der Auswahl der Lerninhalte möglichst konkret auf die Bedürfnisse und Interessen der Schüler sowie auf ihre spezielle Lebens- und Arbeitssituation eingehen. In diesem Zusammenhang erscheint das Kariesprophylaxeprojekt eine ideale Möglichkeit den Gesundheitserziehungsansatz praktisch umzusetzen, dabei berufspraktische Kenntnisse mit theoretischen Inhalten zu verknüpfen.

Das Kariesprophylaxeprojekt wurde von einer Lehrerin und deren Referendarin 1995 mit einer Ausbildungsklasse zur Zahnmedizinischen Fachangestellten gestartet und in den folgenden Jahren von den Kollegen der ZFA – Abteilung im größeren Umfang evaluiert fortgesetzt und erweitert.

Zu den maßgeblichen Akteuren gehören die Lehrerinnen und Lehrer der Abteilung für Zahnmedizinische Fachangestellte, die Schülerinnen der umliegenden allgemein bildenden Schulen im Alter von 6 – 18 Jahren sowie auszubildende ZFA mit einem Alterdurchschnitt von cirka 20 Jahren.