Zahnmedizinische Fachangestellte – Die Ausbildung in die Zukunft führen: Das KoDiA-Projekt an der BS15

In der Beruflichen Schule für medizinische Fachberufe (BS15) auf der Elbinsel Wilhelmsburg weht ein innovativer Wind. Hier, wo VR-Brillen zum Einsatz kommen, atmen Schüler*innen und Bildungsbegleiter*innen Zukunftsluft.

Im PC-Raum versammeln sich die Auszubildenden einer ZFA Klasse, um in die spannende Welt des digitalen Lernens einzutauchen. Jeng° und Maurice° setzen ihre VR-Brillen auf und tauchen in einen virtuellen Raum ein, in dem sie zahnmedizinische Instrumente sterilisieren.

Abbildung 1: Erprobung des virtuellen Sterilisationsraumes

Erprobung des virtuellen Sterilisationsraumes

Ihre Mitschüler*innen beobachten gebannt auf einem großen Monitor, was die beiden erleben – ein faszinierendes Beispiel für modernste Ausbildungsmethoden.

Diese VR Anwendung ist Teil des neu gestalteten Lernfeldes 3 „Hygienemaßnahmen organisieren und Medizinprodukte aufbereiten“ im Ausbildungsgang der Zahnärztlichen Fachangestellten (ZFA). Im Rahmen des Forschungsprojektes „Kompetenzen für die digitale Arbeitswelt (KoDiA) – Ertüchtigung zur Digitalisierung“ konnte ein Projektteam dieses Lernfeld überarbeiten, eine VR-Anwendung dazu entwickeln und in das Lernfeld integrieren.

Innovative Lehrmethoden

Ein zentrales Element des Projektes an der BS15 ist die Entwicklung eines Moodle-Kurses im Flipped-Classroom-Format.

Abbildung 2: Startkacheln zu zugehörigen Moodlekursen

In diesem Kurs können sich die Schüler*innen benötigtes Wissen selbstständig auf einer der 4 angebotenen Niveaustufen erarbeiten, bevor sie in der gemeinsamen Unterrichtszeit an fachdidaktisch relevanten Problemfeldern arbeiten. Wärend der eigenständigen Erarbeitungszeit steht in der Schule stets ein*e Bildungsbegleiter*in zur Unterstützung bereit. Den Lernenden steht es aber auch frei, diese Aufgaben an einem frei gewählten Ort zu bearbeiten. Diese Methode fördert nicht nur die Eigenverantwortung, sondern ermöglicht auch eine tiefere Auseinandersetzung mit den Inhalten.

Ein weiterer Höhepunkt des Projekts ist der virtuelle Sterilisationsraum, der in Zusammenarbeit mit der Bundeswehruniversität München entwickelt wurde.

Abbildung 3: 360°Abbildung des virtuellen Sterilisationsraumes

Diese innovative Technologie ermöglicht es den Schüler*innen, in einer sicheren Umgebung zu üben und ihre Fähigkeiten bei der Aufbereitung von zahnmedizinischen Instrumenten zu verbessern.

Die direkte Rückmeldung durch die VR-Technologie hilft ihnen, Fehler zu erkennen und zu lernen, wie sie diese vermeiden können.

Die ersten Erfahrungen mit dem KoDiA-Projekt sind vielversprechend. Die Schüler*innen zeigen große Motivation und Begeisterung für diese Arbeit in Lernfeld 3.

„Das macht richtig Spaß, man denkt man ist richtig da!“

„Erklär-Videos, Checkliste, Übungsaufgaben, Selbsttests finde ich super hilfreich“

Im August 2025 werden zehn neue Klassen mit dem Lernfeld 3 beginnen, und das Projektteam hofft, weitere Lehrkräfte für die Nutzung des Flipped-Classroom-Kurses zu gewinnen.

Abbildung 4: Erprobung des virtuellen Sterilisationsraumes

Abbildung 5: Erprobung des virtuellen Sterilisationsraumes

Ein Blick in die Zukunft

Die Ergebnisse dieser Projektarbeit an der BS15 sind nicht nur ein Schritt in Richtung einer zeitgemäßen Ausbildung, sondern auch ein bedeutender Beitrag zur Teilhabegerechtigkeit in der Berufswelt.

Die Schüler*innen werden ermutigt, ihre digitale Zukunft aktiv zu gestalten, und erhalten Werkzeuge, um in der modernen Arbeitswelt erfolgreich zu sein.

Die Übertragbarkeit der Projektergebnisse auf andere Bildungsgänge im Gesundheitswesen wurde von Anfang an mitgedacht. Aus diesem Grund wurde das Lernfeld zur Hygiene gewählt. Es hat sehr große Überschneidungen zu anderen Gesundheitsfachberufen.

Der virtuelle Sterilisationsraum bietet noch viel Raum für technische und didaktische Weiterentwicklung. Bisher wird in ihm die korrekte Aufbereitung von Medizinprodukten nach einer Zahnextraktion simuliert. Zukünftig sind auch problemhaltige Szenarien denkbar, in denen z. B. unter Stress richtig gehandelt werden muss oder Mehrspielermodi, in denen gemeinsam abgewogen und reflektiert werden soll. Hier stehen wir ganz am Anfang dessen, was möglich ist. „Das ist wie der Atari unter den Computern.“ Ohne die ersten Entwicklungen würde es keine bahnbrechenden Erweiterungen geben.

 

Ein Projekt mit Vision

Das KoDiA-Projekt, das im Rahmen des EU-Wiederaufbaufonds NextGenerationEU ins Leben gerufen wurde, zielt darauf ab, Europa gesünder, grüner und digitaler zu gestalten. In Zusammenarbeit mit dem Hamburger Institut für Berufliche Bildung (HIBB) hat das Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundeswehr (dtec.bw) die Frage aufgeworfen, wie Bildungsgerechtigkeit in der digitalen Welt gefördert werden kann.

Das Projektteam an der BS15 besteht aus engagierten Lehrkräften: Doreen Eichler, Heidi Broocks, Robert Wulff und Anke Fuhlendorf. Gemeinsam arbeiten sie daran, die Ausbildung der zahnmedizinischen Fachangestellten digital zu gestalten, um die Schülerinnen nicht nur auf die Anforderungen der modernen Zahnarztpraxis vorbereitet werden, sondern auch ihre digitale Kompetenz stärken.

°Die Namen der Schüler wurden zum Schutz der Privatsphäre verändert.

Wer Interesse am Gesamtprojekt hat, kann Kontakt zur KoDiA-Koordination in der HIBB-Zentrale aufnehmen: hibb-bildungsgangentwicklung@hibb.hamburg.de

Weitere Informationen findet man auch auf der Homepage des HiBB: https://hibb-archiv.schulhomepages.hamburg.de/schulentwicklung/digitalisierungsstrategie/projekt-kodia-in-kooperation-mit-der-universitaet-der-bundeswehr/

Aktuelle Artikel rund um das Kodia-Projekt finden Sie hier:

Hamburg macht Schule, S.34: Selbstbestimmt lernen und praxisbezogene Problemfelder handelnd erproben, Der Flipped-Classroom-Ansatz für dieZFAs in der BS 15


Hamburger Zahnärzteblatt, Ausgabe 5-2025, S.8-9: Fortschritt – wie die Berufsschule die virtuelle Welt für die ZFA-Ausbildung nutzt, Zahnmedizinische Fachangestellte – die Ausbildung in die Zukunft führen: das KoDiA-Projekt an der BS15


ZM digital: Hier lernen ZFA-Azubis im virtuellen Steriraum

Zur Entwicklung des Projektes

Seit Sommer 2024 arbeitet die KoDiA-Gruppe an der BS15 in neuer Zusammensetzung. Doreen Eichler, Heidi Broocks, Anke Fuhlendorf und Robert Wulf ergänzen sich gegenseitig mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Schwerpunktsetzungen im Projekt.

Zeitgleich mit dem Start der Arbeit in neuer Teamzusammensetzung lagen die Rückmeldungen aus dem Durchlauf des Flipped Classrooms der Klasse 23/04, begleitet von Doreen Eichler, vor. Diese wurden gesichtet und priorisiert. Das Team ist derzeit immer noch dabei, Veränderungen, Anpassungen und Ergänzungen vorzunehmen und diese auch in den LF03-Selbstlernkurs einzuarbeiten.

Ebenfalls zur gleichen Zeit hat sich im letzten Halbjahr die Klasse Z24/c, begleitet von Doreen Eichler und Jacqueline Kähler, das LF 03 mit Hilfe des Flipped Classroom-Kurses erschlossen und wertvolle Rückmeldungen für die Weiterentwicklung geliefert. So konnte diese Klasse den zum Kurs gehörenden virtuellen Sterilisationsraum bei einem Treffen mit der Münchener Entwicklergruppe im September 2024 bereits auf zwei zeitgleich laufenden Rechnern erproben.

Die Schüler*innen haben tolle Hinweise zur Überarbeitung des virtuellen Raumes geliefert. Mit diesen haben die Programmierer den Raum und die Anwendung entscheidend weiterentwickelt und im Februar 2025 an der BS15 erneut vorgestellt.
Zu diesem Termin haben Schüler*innen der Klasse Z24/04 den virtuellen Raum erprobt und sich in einer Feedbackbefragung rundum begeistert geäußert.

Eine Veränderung, die aufgrund des ersten VR-Feedbacks in den Moodlekurs eingearbeitet wurde, ist beispielsweise die Möglichkeit, den VR-Raum vorab mit Hilfe von 360-Grad-Bildern zu erkunden. So braucht die Struktur des Raumes nicht jedem Anwendenden einzeln erklärt zu werden. Man kann nun orientiert in den Raum starten und sich direkt den Aufgaben darin zuwenden.

Den virtuellen Sterilisationsraum konnte die BS15 KoDiA-Projektgruppe im Februar 2025 auch auf dem HiBB TransferForum: 10 Good Practices aus 10 Projektschulen, Ergebnisse aus den Projekten „KoDiA“ und „Bildung im 21. Jahrhundert“, vorstellen. Dort haben verschiedene Kolleg*innen den virtuellen Sterilisationsraum erprobt und die Anwendungs- sowie Entwicklungsmöglichkeiten diskutiert. Unter anderem hat sich Olaf Albrecht sehr interessiert gezeigt, den virtuellen Vorgang mit seinen Aufgaben durchgespielt und sich sehr lobend dazu geäußert.

Im Februar 2025 sind auch zwei neue Klassen (Z24/04 und Z24/09, begleitet von Suzi Wang, Gunda Greve, Nuray Hill und Franziska Parlitz) mit dem Flipped Classroom-Kurs gestartet, deren Feedback mit Spannung vom KoDiA-Team erwartet wird.
Doreen Eichler unterstützt freudig bei der Einführung des LF 03 Moodlekurses und möchte im Namen des KoDiA-Teams alle Kollegen, auch diejenigen, die ausschließlich den LF 03 Selbstlernzeitkurs in Moodle nutzen, anregen, Feedback und insbesondere Rückmeldungen zu nötigen Korrekturen zu geben, damit diese noch eingearbeitet werden und den Kurs verbessern können.