Die steigende Heterogenität der Auszubildenden in der MFA-Abteilung, eine zunehmende Anzahl von Auszubildenden in der Abteilung mit einem ersten allgemeinen Schulabschluss sowie nicht zuletzt die im § 3 des Hamburgischen Schul-gesetzes formulierte Forderung nach einem durchgängigen individualisierten Unterrichtsprinzip sind wichtige Gründe für eine Neukomposition der Unterrichts-, Organisations- und Personalstrukturen in der Abteilung. Hintergrund dieser Entwicklungen sind viele sowohl ökonomische als auch gesellschaftliche Veränderungen in den letzten Jahren, die Auswirkungen auf das gesamte Bildungssystem zur Folge haben.

Auch eine berufliche Schule hat neben den Aufgaben der Qualifizierung und Sozialisation die Aufgabe die Lernenden dabei zu unterstützen „… der Mensch zu werden, der man sein kann …“ und das wird möglich durch eine ressourcen-orientierte Fokussierung auf jede einzelne SchülerIn.

Unter individualisiertem Unterricht verstehen wir, dass unsere SchülerInnen und Schüler, ausgehend von ihren persönlichen Lernausgangslagen (berufliches und persönliches Interesse, individuelle Kompetenzen) ihre eigenen Lernprozesse weitestgehend selbstverantwortlich steuern und ihre Lernerfolge regelmäßig reflektieren. Innerhalb eines festgelegten Rahmens gestalten Sie ihre individuellen Lernwege weitgehend selbst, indem sie ihre Lernaufgaben, Lernmethoden, Lernumgebung und in ihrem eigenen Lerntempo arbeiten.

In diesem Kontext sind für uns die Rhythmisierung des Unterrichts und der dadurch bedingte Wechsel zwischen kooperativen und individuellen Lernformen von besonderer Bedeutung.

Wir, als Lehrerinnen und Lehrer beraten, begleiten und unterstützen unsere Schülerinnen und Schüler in allen ihrer Ausbildung relevanten Angelegenheiten und bieten ihnen die Chance größtmöglicher Eigenaktivität. Gleichzeitig fördern wir eine soziale Gemeinschaft.

Das vorrangige Ziel des individualisierten Unterrichtsprinzips besteht in der Verantwortungsübernahme des Lernenden für seinen Lernprozess.

Die Schülerinnen und Schüler arbeiten allein oder in einer Lerngruppe, tauschen sich mit ihren Mitlernenden aus und sind sich der Bedeutsamkeit ihres eigenen Lernprozesses bewusst. Dabei unterstützen und begleiten ihn seine Lernbegleiter (Lehrenden) und mitlernenden SchülerInnen. Unsere Haltung ist Folgende:

  • Jede/r ist einzigartig.
  • Lernen ist ein emotional begleiteter Prozess.
  • Lernen ist ein aktiver Prozess.
  • Lernen ist ein sozialer Prozess.
  • Lernen bedarf des Gefühls sozialer Sicherheit.
  • Lernen setzt Beziehung voraus.
  • Lernen ist individuell.

Der Unterricht in der dualen Ausbildung zur MFA verteilt sich auf drei große Säulen:

  • Berufliche Grund- und Fachbildung
  • Erweiterungsfächer
  • (Wahlpflicht-)Kurse.

Der Stundenplan gestaltet sich folgendermaßen:

Uhrzeit1. Berufsschultag2. Berufsschultag
7.45 – 9.15 Lernfeldunterricht
Erweiterungsfach oder (Wahlpflicht-)Kurs
9.40 – 11.10Lernfeldunterricht
Lernfeldunterricht
11.35 – 13.05Erweiterungsfach oder (Wahlpflicht-)KursLernfeldunterricht

Im Folgenden wird der Aufbau des Lernfeldunterrichtes genauer erläutert.

Zu Beginn des individualisierten Lernens findet eine gemeinsame Ankommensphase für die gesamte Lerngruppe in entspannter Atmosphäre statt.

Am Ende findet eine gemeinsame Abschlussphase für die gesamte Lerngruppe statt. Diese Phase wird z. B. für Gespräche in der Lerngruppe genutzt, sie dient auch der Reflexion des Lernens und dem Ausblick auf nächste Lernschritte und –inhalte/-themen.

Die SchülerInnen können ihre Pausen innerhalb des LF-Unterrichtes selbstständig wählen. Sie verantworten so die Rhythmisierung ihrer Lernphasen selbst.

Die Unterrichtsinhalte teilen sich nach wie vor in 12 Lernfelder auf. Die Lernfelder selber sind wiederum in mehrere Bausteine unterteilt, wobei ein Baustein einer komplexen Lernsituation entspricht. Ein Baustein ist in der Regel wie folgt aufgebaut:

  1. Orientierungsphase: Ein Arbeitsauftrag regt z. B. dazu an, sich mit einem Partner / einer Lerngruppe über ein Thema auszutauschen und Vorwissen zu aktivieren (Was weiß ich bereits dazu?).
  2. Erarbeitungsphase/Individuelle Phase: Die SchülerInnen bearbeiten das Lernmaterial und erstellen ggf. ein Handlungsprodukt, indem sie z. B. Aufgaben mit Hilfe von Literatur bearbeiten,  einen Flyer erstellen, eine Präsentation vorbereiten oder einen Film drehen. In dieser Phase erwerben die SchülerInnen überwiegende fachliche, aber auch überfachliche (soziale, methodische) Kompetenzen. Die erstellten Produkte fließen in die Bewertung des Lernfeldes ein.
  3. Austauschphase: Die SchülerInnen melden sich zu einer Austauschphase (innerhalb der Lerngruppe, mit/ohne Lehrer) an, um hier noch einmal Fragen zu klären, das Erlernte zu vertiefen und sich mit MitschülerInnen über das Erlernte auszutauschen und soll zum Nachdenken über Inhalte und Themen anregen. Es gibt – je nach Inhalt und Bedeutung – verpflichtende Austauschphasen. In dieser Phase erwerben die SchülerInnen neben den fachlichen auch soziale Kompetenzen.
  4. Überprüfungsphase: In dieser Phase haben die SchülerInnen die Möglichkeit, ihr Erlerntes zu überprüfen, es werden Vertiefungs- und Wiederholungsmöglichkeiten angeboten.

Zudem gibt es an jedem Schultag die Möglichkeit an sogenannten Tagesangeboten teilzunehmen. Diese werden entsprechend des Bedarfes und der Nachfrage der SchülerInnen angeboten. Sie werden von Lehrenden und auch von SchülerInnen, die in bestimmten Bereichen „Experten“ sind, durchgeführt.

Lernentwicklungs-, Lernstandsgespräche und Lerncoaching sind im individualisierten Unterricht wichtige Instrumente der Reflexion, Unterstützung und Beratung.

Lernentwicklungsgespräche dienen der Selbst- und Fremdwahrnehmung des Lernprozesses der SchülerInnen und Schüler. Sie erfahren hier eine konkrete Reflexion ihres Lernprozesses. Die Lernentwicklungsgespräche finden in unregelmäßigen Abständen statt und können sowohl vom Lernenden als auch vom Lehrenden initiiert werden.

Die Lernstandsgespräche werden in regelmäßigen Abständen durchgeführt, um die SchülerIn über den Stand ihrer Leistungen zu informieren.

Lerncoaching hilft den SchülerInnen ihren Lernweg zu finden und zu lernen, wie sie die Verantwortung für das Lernen übernehmen können und sie also zum selbsttätigen lernen zu motivieren. Die SchülerInnen erleben dabei Unterstützung und fühlen sich nicht alleingelassen.

Das gesamte Individualisierungskonzept der MFA-Abteilung können Sie gerne hier einsehen: Konzept Individualisierung MFA